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Begegnung mit dem XIV. Dalai Lama
Begegnung mit dem XIV. Dalai Lama
Mit liebender Herzlichkeit
seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama
Bolzano / Italien 10.04.2013
Über den Alpen früh morgens verlassen wir unser Zimmer und gehen entlang des Ganges im vierten Stock des Hotels Laurin in Bozen / Italien. Die Sonne scheint etwas durch die Fenster im Treppenhaus. Wir sind in freudiger Erwartung auf unser morgendliches Treffen mit dem XIV. Dalai Lama Tenzin Gyatso. Aber zuerst erwarten uns nur die tibetischen Bodyguards und das Schutzpersonal der italienischen Staatspolizei. Dezent, aber genau werden wir unter die Lupe genommen, ohne einen Kommentar doch auch mit einem freundlichen Lächeln, von einem der uns vielleicht noch vom letzten Treffen mit dem Dalai Lama wieder zu erkennen scheint.
Plötzlich huscht Günther mit seinem alten Rucksack auf dem Rücken, mein lieber Freund aus unserer gemeinsamen Japanzeit, aus dem Aufzug und geht den langen Gang am Sicherheitspersonal vorbei zu einem der hinteren Zimmer.
Schon geht die Tür auf und der Dalai Lama tritt heraus. Die beiden begrüßen sich herzlich in tiefer Verneigung und Günther übergibt ihm ein kleines Geschenk.
Beide gehen sie nun den Gang entlang in unsere Richtung. Die Bodyguards und Staatspolizei geraten in erhöhte Spannung und Achtsamkeit. Wir sind die einzigen, die nicht als Bodyguards, Staatspolizisten, Regierungsvertreter oder Lamas hier sind.
Der Dalai Lama kommt direkt auf uns zu, wir verneigen uns voller Freude und Respekt.
Er nimmt die Hand von Misayo, meiner Frau, sieht sie von oben bis unten charmant und mit einem Lächeln an und sagt zu ihr: " Hmm,...oh Japanese"? Sie antwortet etwas schüchtern: „Yes... I am so happy to meet you". Seine warmen Hände umschließen die ihre, mit tiefer Herzlichkeit lachen seine Augen sie freundlich an. Wie mein lieber Freund und Meister Yasusada Seki Doshi gerne sagt: „ Ergreifen und loslassen". Nun wendet er sich mir zu und greift auch meine Hand mit seinen weichen, energievollen Händen die mich unmittelbar durchströmen.
Er macht ein Zeichen auf meine japanische Zen-Mönchs Jacke und sagt: „ Oh you are a Zen-Master, ha, ha, ha!" Ich erwidere kurz, „mm, mmm, oh no, just a Zen-servant" und verneige mich tief in Respekt und großer Ergriffenheit.
Eigentlich wollte ich sagen: „No, I am just a Zen mop" „ - Mop, das Wort das mir gerade nicht einfiel, heißt so viel wie Lappen, also „Zen-Lappen". Zwei Tage später gehe ich mit meinem jamaikanischen Freund Clive zur Bushaltestelle in London Kensington und erzähle ihm davon. Wir kommen auf die Arbeit eines Mops, Wischlappen, zu sprechen und finden die Bedeutung in der Arbeit des Saubermachens, Reinigens und sich dadurch doch immer wieder selbst schmutzig machen. Der Anfängergeist der immer wiederkehrenden Praxis des Reinigens im ständigen Wandel.
Nun geht er zum kleinen Aufzug umrahmt von Bodyguards und Staatspolizei, Günther neben ihm, kurz bevor er den Aufzug betritt, dreht er sich um und kommt wieder zu uns zurück. Er lacht uns mit seinem liebevoll, durchdringenden Blick an. Wir überrascht und hoch erfreut verneigen uns tiefer in japanischer Art. Der Dalai Lama steht wieder dicht vor uns und sagt: „ Oh, I have a Japanese friend, he always bows down like this; „ Er entgegnet die Verneigung" und sagt dann: "This is very good for your lower back, ha, ha, ha,..." lacht herzhaft und berührt seinen Rücken. Dann steht er noch einen Moment vor uns, mustert uns noch einmal mit einem, "Mmm" schenkt uns die Energie seines alles durchdringenden Blickes und geht dann mit Günther, umringt von Sicherheitspersonal, in den kleinen Aufzug.
Wir gehen Frühstücken. Der Dalai Lama ist auf seinem Weg zum Landeshauptmann der Autonomen Provinz Südtirol, Luis Durnwalder.
Später treffen wir Seine Heiligkeit, der in seiner natürlichen, herzlichen Art so gar nicht „heilig" wirkt, wieder. Er ist auf seinem Weg zu einem TV Interview im 1. Stock des Laurin Hotels. Der Chef des tibetischen Organisations- und Sicherheitspersonals würdig uns mit einem Blick - Die schon wieder! - und sagt: „Wir sind eine Stunde verspätet und haben wenig Zeit". Der Dalai Lama lacht uns kurz zu und betritt den Raum für das Interview mit dem Schweizer Fernsehen. Nun kommt Unruhe in den Raum, eine Delegation eines Lions Club ähnlichen Vereins kommt die Treppe hoch und will sich für ein Foto für ihre großzügigen Spenden mit dem Dalai Lama aufstellen. Auch Günther kommt aus dem Interviewraum, lacht mich an und sagt: „So, nun bist Du sogar vom Dalai Lama selbst als Zen-Meister erkannt worden!" Er zeigt mir die Broschüre der Gesellschaft mit dem Spendenaufruf für die Exiltibeter. Dann kurze Zeit später ruft er: „ Wir brauchen einen Fotographen für das Bild mit dem Dalai Lama und den Wink sofort verstehend biete ich meine Dienste an.
Nun bin ich plötzlich offizieller Photograph für das Dalai Lama Bild. Einige Momente später kommt der Dalai Lama auch schon wieder aus dem Raum und die Delegation stellt sich auf für das Bild. Doch er selbst lässt die Delegation sich auf einem anderen Platz aufstellen, gleich neben meinen Freunden Rainer und Alexandra. Ich versuche mein bestes als Fotograph fürs Dalai Lama Bild, lasse die Delegation noch etwas zusammenrücken und drücke mehrmals ab. Ich hoffe, es ist was geworden!
Die Gunst des Moments nutzend, bitte ich gleich nach dem letzten Klick den Dalai Lama persönlich: „Sorry, but can we take also a picture with my friends? "
Rainer und Alexandra kommen schnell zu uns. Er umschließt mit beiden Händen Alexandras und dann Rainers Hand,
schickt ihnen in einem unendlichen Augenblick seine Energie, und die strahlende Güte seiner Augen durchdringt sie bis in ihr Herz. Dann ergreift er mit festem Griff die Hand meiner Frau und die meine, voller Sanftheit, Stärke und Energie und posiert mit uns für ein schönes Erinnerungsbild 2013. Interessanterweise macht der Chef des Organisations- und Sicherheitspersonals das Foto von uns persönlich.
Er wendet sich nochmals kurz zu mir schaut grinsend zu Misayos Seite und sagt:" Japanese women: you like Japanese women?"
Ich sage kurz „yes!"
Nochmals verneigen wir uns, verabschieden uns von ihm und freuen uns auf das Interview mit seiner Heiligkeit am Nachmittag zum Thema: „Beyond Religion".
Auszüge und Gedanken aus dem Interview mit dem Dalai Lama vom 10.04.2013
Nach einem kurzen Mittagessen in der ersten Frühlingssonne des Jahrs 2013, begeben wir uns zur Eurac Akademie, dort wo Günther das Interview mit dem Dalai Lama abhalten wird. Wir sitzen vorne, gleich rechts hinter dem Landeshauptmann und seine Heiligkeit und Günther betreten den Raum und setzen sich mit dem Flüsterer /Unterstützer bei Englischfragen des Dalai Lama, in zwei rot gehaltene Sessel, ähnlich der Farbe seiner tibetischen Robe. Der Dalai Lama legt seine Tasche auf den kleinen Tisch vor ihm und der Präsident der Eurac Akademie beginnt mit seinen begrüßenden Worten und seiner Freude über das Kommen des Dalai Lama nun schon zum vierten Mal. Auch erwähnt er Dr. Günther Cologna, der in besondere Weise die Beziehung zum Dalai Lama pflegt und schon vor vielen Jahren seine Biographie ins Deutsche übersetzt hat.
Günther beginnt dem Dalai Lama eine Frage in Bezug auf das Thema des Interviews zu stellen und nimmt dabei sein neuestes Buch in Englisch zur Hand. „Beyond Religion - Jenseits der Religionen (deutscher Titel)".
Doch er antwortet zunächst nicht darauf, sondern sagt: „You know, the light in the room is very strong, but I don´t want to suppress the freedom of the person who put the light up here, I don´t want to change him, so I have to change myself". Dann zieht er ein in dunkelrot gehaltenes Baseball Cap heraus und setzte es sich auf. Günther reagiert gleich darauf und sagt: "As you often said my Holiness, if you can´t change the others, change yourself". Schallendes Lachen vom Dalai Lama und den Gästen erfüllt den Raum und lockert gleich zu Anfang die Stimmung auf.
Es sieht auch irgendwie cool aus, der 77 jährige Dalai Lama, der wichtigste Vertreter des Buddhismus weltweit. Ein religiöser Mann mit größtem Ansehen und Respekt vieler Regierungen und Menschen unseres Planeten, jetzt mit einem Baseball Cap auf der Interview Bühne. Doch nun beginnt er die Fragen von Günther zu beantworten.
Anbei für mich wichtige Kernaussagen von den Antworten, die ich während des Interviews stichpunktartig mitgeschrieben habe. Manchmal war es etwas schwer, alles aufzunehmen und auch kann es sein, dass sich die Worte durch meine Gedanken etwas in mir erweitert haben. So bitte ich um Vergebung, falls etwas nicht genau den Worten des Dalai Lamas entspricht.
Hier ein paar Gedankenanstöße aus dem Interview mit seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama. Er spricht zu Anfang von der säkularen Ethik, die in allen Religionen gleich ist und die er, so verstand ich es, als jenseits der Religionen sieht:
Der Glaube der einzelnen Religionen ist immer ein anderer, aber die Basis, die Ethik aller Religionen ist und sollte „Liebe und Mitgefühl" sein.
Es gibt Religionen mit einem oder mehreren Göttern und Religionen, die auf der Basis von Karma beruhen, dem Naturgesetz von Ursache, Verbindung und Wirkung.
Ursache können Hass, Neid und Ärger sein und schlechtes Karma, eine schlechte, unangenehme Wirkung nach sich ziehen. Und es gibt gute Ursachen, wie Liebe und Mitgefühl, die dann eben gute Wirkung nach sich ziehen und man lebt ein glücklicheres Leben.
Religion selbst ist oft Limitation und begrenzt den Menschen - geht darüber hinaus!
Religiöse Institutionen unterstützen meist nur ihre Führer und ihr System und darum sollte es im Grunde nicht gehen!
Respekt sollte die Grundlage von Religion sein, auch gegenüber so genannten Nichtgläubigen. Ich habe gehört, dass es von den ca. 7 Billionen Menschen auf unserer Erde 1 Billion Nichtgläubige gibt und 6 Billionen so genannte Gläubige. Die meisten davon so denke ich, sind zwar bei einer Religion Mitglied, aber machen nicht mehr, als ab und zu mal in die Kirche oder in einen Tempel zu gehen. Sagen zwar schöne Dinge, aber tun anderes im Leben. Wahre Gläubige sollen jedoch unbedingt die tieferen Werte ihrer Religion in ihrem Leben praktizieren, das ist wahre Praxis.
Eine Tibeterin, die am Morgen im Hotel das Interview mit den Dalai Lama für das Fernsehen gemacht hatte, kam in der Lobby auf Misayo zu, bevor wir zu Günthers Interview gingen, und die beiden unterhielten sich voller Begeisterung. Etwas von dem, was sie vom Interview besonders berührt hatte, war „Receive - Cultivate - Spread. Eine Lehre, Methode bekommen, diese für sich umsetzen, praktizieren und dann an andere weitergeben.
Viele Probleme in der Welt, in unserem Leben, entstehen durch einen Mangel an Moralität. Wir leben in einer moralischen Krise. Die säkulare, moralische Ethik sollte und muss die Grundlage des Glaubens sein. Eine Art Hygiene der Emotionen! Wir sollten Unterrichts-stunden in den Schulen einführen, um die Hygiene des Geistes zu lehren und weiterzugeben. Wir sollten den Menschen aufzeigen, wie negative Emotionen und Gefühle in uns entstehen und lernen, sie nicht willkommen zu heißen. Negative Emotionen sind schlecht für unseren Geist und unsere Gesundheit.
Wachsamkeit, Achtsamkeit ist dabei ein besonders wichtiger Wert.
Glaube an das Gute tief in dir, das gibt dir großes Selbstvertrauen, großes Vertrauen und schenkt Dir Glauben.
Die grundlegenden menschlichen Werte sind Liebe und Zuneigung!
Dazu braucht man aber einen achtsamen Geist. Es ist wichtig zu wissen, wie Gefühle entstehen und wie das System der Emotionen funktioniert. Die Basis einer guten spirituellen Praxis ist Warmherzigkeit. Die Hingabe und Liebe einer Mutter. Warmherzigkeit ist die Basis für Vertrauen. Kultivieren Sie mehr innere Achtsamkeit, Achtsamkeit auf ihre Gefühl, lassen Sie sich nicht von Ihren Gefühlen bestimmen und treiben. Krisen im Leben entstehen durch Gier, Spekulation, Angst und Ignoranz.
Mittelklasse und arme Menschen haben weniger Sorgen. Sie haben weniger zu verlieren und fühlen sich auch nicht so wichtig.
Die Sammlung auf einen Punkt, Achtsamkeit und Zuneigung an den Moment des Lebens, jetzt, so findet man die Wahrheit. Glaube und Verstand sollten zusammen gehen. Wir sollten die Zusammenhänge verstehen und dadurch an sie glauben lernen.
Spiritualität, Religiosität, Mikrobiologie, Metaphysik, Psychologie, Kosmologie, Neurobiologie u. a..
Frieden im Geist zu finden ist der Key Point!
Ein befreundeter Mönch war 20 Jahre in einem chinesischen Arbeitslager. Ihm war es am wichtigsten, so sagte er mir bei unserer ersten Begegnung, nachdem er aus dem Lager entlassen wurde und nach Nordindien zu mir geflohen war, „nicht das Mitgefühl zu verlieren, nicht Hass und Ärger in sich aufkommen lassen".
Mitgefühl, nicht Selbstsüchtigkeit. Sogar gegenüber Deinem Feind. Ich persönlich mag die Menschen in China. Frieden im Geiste bewahren, auch in schwierigen Situationen des Lebens, das ist wahre Praxis.
Ärger, Gier, Lüge und Ängste trennen Dich immer mehr von anderen Menschen und Du wirst immer einsamer. Mitgefühl schenkt Dir Selbstvertrauen und reduziert Deine Ängste, Deinen Ärger und Einsamkeit.
„ If you don´t make yourself happy, no other people will make you happy!"
Er sieht den Landeshauptmann von Südtirol an und sagt:
"If you think you are special, you'll put yourself in prison!" But if you see equality, feel same like anybody else, many people will love you, will vote for you and you will become Ministerpresident again".
How can you find true friends, if you separate yourself from them?
Im Grunde sind wir alle gleich, alle Eins. Die Gleichheit der Menschen erkennen, egal wo Du wohnst, was Du hast, oder wer Du bist. Immer sind es doch im Grunde die gleichen Bedürfnisse und Ängste. Wir alle kommen aus dem gleichen Einen und sind nie verschieden davon. Vergesst das nicht!
Lass die Barrieren zwischen uns Menschen nicht aufkommen.
Ich bin nur ein Mensch wie wir alle. Wenn ich in dieser Weise lebe, werde ich großes Vertrauen finden. Wenn Du Dich über andere erhöhst, dann wirst Du bald alleine sein.
Pflege in Dir Liebe und Mitgefühl. Sei auch Deinem Feind nahe, so kannst Du vielleicht seine Ignoranz vermindern.
Auf die Frage wie der Dalai Lama die Zukunft der Menschen sieht, antwortet er wie folgt:
„Very good! Never so many countries in the world, never so many people, had the freedom of speech and creativeness. Human rights are wide spread on our planet; this is a very good development. Human kind want to speak out free and can live as they wish, this is a wonderful situation."
Der Dalai Lama überreicht Dr. Günther Cologna nach dem Interview einen weißen Schal, als Symbol für Glück, Wohlwollen und Mitgefühl.
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