Japan Reise 2016 650 Jahre Eigen-ji im Gedenken an Jakushitsu Genko. |
Japan Reise 2016 anlässlich der 650 Jahr-Feier von Eigen-ji
Vom Foto zum Nicht-Foto.
Dass die ZenHaus Reise nach Japan etwas besonderes werden würde, hatte ich erwartet, oder zumindest gehofft. Und dabei hat gerade das Unerwartete die Reise zu etwas so besonderem gemacht.
Torii - symbolische Tore der Urreligion Japans
Wer zu einer Kulturreise nach Japan fährt, wird relativ bald auf einen der zahlreichen Torbögen stossen. Diese shintoisitschen Bauwerke sind ein schnell erkennbares Merkmal der Urrelogion Japans. Sie stehen frei, haben keine Türen, sie umgibt keine Mauer und man kann einfach hindurch gehen. Sie stehen da, als Grenze ohne jeden Zwang; als wollten sie, dass man die Abgrenzung als einen Aspekt der Schönheit erkennt, ohne sich dabei aufzudrängen oder den Betrachter einzuschränken.
Die Verkörperung dieses Gedankens habe ich am Flughafen in Kyoto bei meiner Abreise erlebt. Mit der Dame vom Bodenpersonal habe ich ein zwangloses Gespräch über das Durchlichtbild meines Koffers geführt. Später beim Zoll in Tokio wurde ich ungekannt höflich gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn er meinen Koffer öffnet. Es war die Art der Gespräche, die aus den sterilen Vorgängen etwas natürliches gemacht hat.
Miyajima – Insel der Götter
Eines der berühmtesten Torii sehen wir vor der Insel Miyajima, in der Nähe von Hiroshima. Das Tor selbst steht im Meer und gehört zum Itsukushima-Schrein. Es ist Weltkulturerbe und wohl einer der meist fotografierten Selfie-Orte der Welt. Die gesamte Anlage befindet sich an Wasser und an Land, im stetigen Wandel der Gezeiten des Meeres.
Was sich kaum beschreiben und nicht fotografieren lässt, ist die Stimmung auf der Insel. Sie erreicht einen, wenn die eigenen Gedanken zur Ruhe kommen um ihre Wirkung zu spüren. Einige haben es auf dem gut 400 Meter Hohen Gipfel von Miyajima erlebt. Die Natur in ihren Übergängen vom Wasser zum Land vermittelt ein Verständnis für den Bau eines Schreins an diesem Ort.
DIE MENSCHEN VERTREIBEN MIT IHREN
KLEINEN KONZEPT-WELTEN,
DIE GROSSE WELT DER GÖTTER.
(Dokuho)
Origami-Kranich in Hiroshima
Ein Ort, den viele nur aus Geschichtsbüchern kennen, bekommt eine völlig neue Perpektive, wenn man von einem ca. 5 jahre alten Kind einen selbstgebastelten Origami-Kranich geschenkt bekommt.
Auf dem Gelände des Friedensmuseum im Zentrum finden sich vielzählige Schulklassen und Touristen aus aller Welt. Viele Kinder verschenken den Kranich und damit ein Symbol des Friedens an einem Ort, an dem damals die Auswucherungen der Menschenverachtung stattfand. Der kleine Origami-Kranich aus der Hand eines Kindes treibt einem Tränen in die Augen und die Hoffnung ins Herz den Frieden des Kindes bewahren zu können.
Zen
Fern von allen Touristen, üben wir, zu morgentlicher Stunde, Zen im Kloster Nanzen-ji. Der junge Priester erklärt den Ablauf und die Grundlagen zu äusserer und innerer Haltung auf japanisch. Dank der Übersetzung von Dokuho, verstehen wir auch seine Worte - auch wenn "Verstehen" nicht wirklich ein treffender Begriff in dieser Situation sein kann. Der Ablauf: Za-Zen, Za-Zen mit Keisaku, Shitsumon.
Die Übungen des Zen sollen einem helfen im Hier und Jetzt zu leben und sich auf das zu sammeln, was man gerade tut. (Sie lesen diesen Text). Die Meditation im Sinne des Zen ist nicht für den Selbstzweck gedacht, sondern für die Gesellschaft. Die eigene, innere Ruhe bringt Frieden in die Gesellschaft; so lernen wir es von unserem Priester beim Shitsumon - der Frage zum Zen. - Ehrlich gesagt: Keiner hat eine Frage gestellt, also hat er uns einige Wesenzüge erzählt. Die Übung des Zen ist im Grunde dem Menschen gewidmet.
Unser Meditationsraum ist über eine breite Front zum Zen-Garten hin geöffnet. Die Natur aussen geht über in den in Holz gehaltenen Innenraum. Eine angenehme kühle Morgenluft umgibt uns. Wir beginnen unsere Übung mit Za-Zen, der Meditation in der Stille und dem Zählen des Atem. Nach etwa einer viertel Stunde erleben wir den Keisaku. Der Keisaku ist ein ca. ein Meter langer, flacher "Weckstab" aus Holz. Der Priester schlägt die Übenden bei vorgebeugter Haltung mehrmals auf den Rücken.
(Liebe Kinder, bitte nicht zuhause ausprobieren! Die Priester-Ausbildung dauert lange und der Mann weiss genau was er tut.)
Was etwas drastisch klingt, wird zu einer belebenden Erfahrung.
Da ich zufällig der erste in der Reihe beim Keisaku bin, trifft mich dieser mit der beherzten Kraft eines japanischen Priesters. Der Nachhall in meiner Rückenmuskulatur dauert bis zum Ende des Za-Zen. Offenbar hat der Schlag nicht nur mich geweckt, sondern auch unseren sympatischen Priester, der dann seine Schlagkraft an europäische Maßstäbe anpasst.
Ein weiteres mal werde ich an diesem Morgen geweckt, als mein Kopf auf einen nierigen Türholm trifft. Für größere Europäer sind die vielen nierigen Durchgänge in Zen-Klöstern eine gute Schule, denn sie lehren einen Aufmerksamkeit und gleichzeitig das viel praktizierte Verbeugen in Japan. Beides Tugenden, die selbst in der U-Bahn gepflegt werden. Die meisten Japaner nehmen instinktiv Rücksicht auf die anderen. Man macht Platz und bedankt sich mit einer kurzen Verbeugung. Es wird aus dieser Sekunde auch kein großes Ding gemacht, da es zu einer normalen Verhaltensweise zählt. Von der Gewinner-Manier, die man in Deutschland kennt, keine Spur.
QiGong
Unser Hotel in Kyoto liegt schräg gegenüber des Kaiserpalastes, einige hundert Meter entfernt. Auf dem Weg zum QiGong durchqueren wir die großzügige Parkanlage. Der QiGong Meister Takashi Tsumura führt uns zu einem Platz unter einem Baum: "Einer von vier Plätzen in diesem Park, der eine besondere Energie hat". Als Einstimmung üben wir unter dem Baum eine QiGong Form im Stehen.
Meister Tsumura hat QiGong mit geprägt, als Lehrer und bei der Erarbeitung moderner QiGong Formen. Man könnte sicher mit viel Lob fortfahren, aber es würde seinem Wesen nicht gerecht werden. Er lebt die Natürlichkeit, die man im QiGong immer wieder herstellt. So ist unsere Gruppe von dem Platz am Baum, mit eben dieser Natürlichkeit, zum Shinto Schrein Yashinoki gegangen, um dort, auf der Noh Bühne, eine neu entwickelte QiGong Form zu lernen.
Manchmal geschehen besondere Erlebnisse auf eine ganz einfache Weise, durch eine Reihe glücklicher Begebenheiten. Das war so ein Moment.
650 Jahrefeier von Eigen-ji
Die 650 Jahr-Feier findet im Gedenken an Jakushitsu Genko, dem Gründer Abt von Eigen-ji, statt. Er lehrte Zen in einer Art, der sich heute viele Priester, Mönche und Gäste aus der Welt zugehörig fühlen.
Bei den Tee-Zeremonien und der, fast zweistündigen, traditionellen Hauptfeier blickt man auf das Hier und Jetzt und gleichzeitig in die Vergangenheit, wie bei einem Baum, der auch einen Teil seiner Wurzeln zeigt. Und so steht die Statue von Jakushitsu Genko, die nur alle 50 Jahre gezeigt wird, fast unscheinbar versteckt hinter dem Altar, während die Anwesenden auf traditionelle Weise und in Harmonie die Feierlichkeiten erleben.
Eindrücke von der Feier wollen wir im kommenden Jahr zeigen.
Das Unerwartete
Es ist die innere Haltung, die eigene Ruhe und Aufmerksamkeit, die in Japan besonders stark wirken kann. Natürlich intensiviert die Aufmerksamkeit die eigenen Erlebnisse, wie es überall auf der Welt wäre. Darüber hinaus verschmilzt sie teilweise mit der Grundhaltung vieler Japaner und wird dadurch zu einem Gesellschafts-Erlebnis. Die große Harmonie konnten wir in unserer Gruppe erleben und gleichzeitig verband sie uns mit vielen Orten und Menschen. Man sieht nicht nur die Schönheit von Bauwerken, Zen-Gärten und Anlagen und das Wirken der Menschen, sondern gewinnt ein Verständnis, warum das alles so ist, wie es ist.
Vielen Dank
Danke an Meister Tsumura, mit dem wir im Kaiserpalast in Kyoto QiGong üben konnten.
Danke an das Kloster Eigen-ji für die Einladung zur 650 Jahr Feier mit Tee-Zeremonien und Gedenkfeier für Jakushitsu Genko.
Danke an die Zen-Reise-Gruppe.
Danke an Dokuho und Alle im ZenHaus, die den perfekten Reise-Ablauf organisiert und durchgeführt haben: Sehenswürdigkeiten, Hotels, Transport und das abwechslungsreichen Essen!
(Christian Niekerke)
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