„Ewiger Wandel - unendlich der Moment“ |
7 Jahre Japan
Wieder war ich auf dem Weg, Mitte August 2016, nach Japan...
Wieder war ich auf dem Weg, Mitte August 2016, nach Japan. Es ist das letzte Jahr der offiziell 7 jährigen Zusatzausbildung als Zen-Priester, bei der ich die unterschiedlichen Formen von Zen-Zeremonien erlernen durfte. ?Da ich der erste Ausländer bin, der nach seiner Priester Weihe diese Fortbildung gemacht hat, war es doch ein großer Mehraufwand, um alle Zen-Saho Methoden zu verstehen und umzusetzen, und eine Deutsche Version des Priesterlehrbuchs ?„Hoshiki Mon Bai“ zu verfassen. Dieses Lehrbuch ist teils in Altjapanisch geschrieben und mein Japanisch in Schrift ist für die Übersetzung nicht ausreichend. Es bedarf sicher noch einigen Aufwands, um es in eine gute und klare Form zu bringen und anderen zugänglich zu machen.
Bevor ich zum Priesterseminar ging, besuchte ich, wie auch schon in den letzten beiden Jahren zuvor, Yasusada Seki Oshou in seinem Tempel Sogen-Ji, ganz in der Nähe des Klosters.
Seit zwei Jahren leitet er diesen Tempel, der einer der vier Haupttempel des Klosters ist.
Es ist schön zu sehen und zu spüren wie dort etwas gedeiht, das seine japanische Dorf Tempel Gemeinde mit uns Ausländern verbindet.
Neben dem 22 Jahre alten Sohn des Vizeabtes, der dort mit wohnt und praktiziert, ist auch der Sohn Hayato von der Ikebana Meisterin Sachiko Oshishi-Hess aus Deutschland dort und auch Jun-San, eine deutsche Zen-Nonne, die schon längere Zeit in Japan Zen praktiziert.
Gleich nach meiner Ankunft im Zen-Tempel begann die Vorbereitung für die Obon - Daisei Gaki Zeremonie, die große Ahnen Gedenkfeier und die wichtigste Zeremonie der Zen-Tempeln in Japan.
Dabei nahm ich als Zen-Priester teil und half bei den Vor- und Nachbereitungen, da Yasusada Seki Oshou schon am nächsten Tag nach Europa abreiste, um dort seine Zen-Schüler zu unterweisen.
Am nächsten Tag blieb ich noch bei einem anderen Priesterfreund, der gleich am Fuße des Klosters seinen Zen-Tempel Kogen-ji betreut, um noch den letzten Feinschliff für die Zen-Reden und Abläufe zu vertiefen.
Am folgenden Tag ging es hinauf ins Zen-Hauptkloster Eigen-Ji und es begann gleich mit dem alljährlichen Ritual, der Bitte um Aufnahme, bei der man ca. eine Stunde auf dem Steinboden mit dem Kopf nach unten vor dem Klostereingang kniend wartet, um aufgenommen zu werden.
Rituell wird man aber erst abgelehnt. Danach kommen alle zusammen, wir waren zu siebt in einem kleinen Raum, um weiter unsere Entschlossenheit zu prüfen. ?D.h. drei Stunden Stille Zen-Meditation ohne Sitzkissen oder sonst etwas nur auf der Tatami Bodenmatte.? Nach den Aufnahmeritualen ging es weiter im Ablauf des Zen-Priesterseminars. ?Mit Highspeed Zen-Service beim Mittagessen, wo man schon bei dem kleinsten Fehler lautstark durch Zwischenrufe der ausbildenden Hohen Priester zu Recht gewiesen wird. ?Das Servieren des Essens ist besondere Art der Zen-Übung. Jede Fingerhaltung, die Art des schnellen Hinkniens und das Tragen von Behältnissen in gewisser Höhe, sind genau zu befolgen. Dazu kommt noch, dass es zu dieser Jahreszeit in Japan um die 37 Grad Celsius hat und die Luftfeuchtigkeit bei 70 – 80 % liegt. Das bedeutet, es ist wie ein harter Workout, bei dem man am Ende ca. 1 - 2 Liter Wasser raus geschwitzt hat.
An den Nachmittagen werden die Vorlesungen der Hohen Priester über die Inneren und Äußeren Haltungen der Zen-Priester gehalten, sowie die Abläufe verschiedener Zeremonien geübt. Dann kommt die Abendandacht „ Baka“, bei der wieder alle Kleinigkeiten im Detail erübt und durchaus schroff, im Zen-Stil, korrigiert werden:
Die Art der Zeremonien-Trommel, die Weise der Sutra Führungen und Lobpreisungen, und die Art der Verbeugungen. Auch durfte ich dieses Mal, (im letzten Jahr des Priesterseminars) den Doshi – Zeremonienleiter machen, bei dem auch erstaunlich viele Details zu beachten und zu korrigieren waren.
Nach dem Abendessen, das in gleicher Weise wie das Mittagessen verläuft, geht es zur abendlichen Zen-Meditation mit 45 Minuten Zen-Sitzeinheiten, welche manchen Teilnehmern doch ziemliche Schmerzen bereitet.
Auch hier durfte ich die Leitung übernehmen und als Jikijitsu (Meditationshallenleiter) mit Schmerzen, die anderen Übenden von Ihren Schmerzen kurzfristig erlösen, indem ich mit voller Wucht (- das wird so verlangt -) mit dem Keisaku-Weckstab links und rechts auf ihre Schulter schlug und so der eine Schmerz den anderen vergessen und auch die Gedanken blitzartig verschwinden ließ.
Am Ende dieses ersten Tages ist in traditioneller Weise immer die Möglichkeit in das heiße Klosterbad (O-Furo) zu gehen. Das ist auch ratsam, da man bei der Hitze und Anstrengung praktisch vollkommen durchgeschwitzt ist.
Danach ist individuelle Studienzeit und dann Nachtruhe. Für mich ist das wegen des Jetlag relativ schwierig, da man um 3.30 Uhr wieder aufsteht. Nach Deutscher Zeit beginnt die Nachtruhe also um 16:00 Uhr und endet um 20:30 Uhr. An manchen Tagen bin ich fast im Stehen eingeschlafen, was auch für Zen-Mönche eine Kunst darstellt.
Morgenandacht „Choka“ ist ab 4.00 Uhr eine Stunde lang und dann wieder Zen-Meditation wie schon am Abend. Dann das Frühstücksritual mit Reisbrei und eingelegtem Rettich. Am zweiten Tag dann die Praxis des Bettelns. Mit lautem
„Hooo“ rufen gehen die Mönche durch die Dörfer und die Bewohner spenden Reis, Geld oder andere Gaben.
Zurück im Kloster wieder das Essen-Ritual in unterschiedlicher Besetzung.
Am Nachmittag wieder die Vorlesungen der Hohen Priester und das Erüben der Inneren und Äußeren Haltungen als Zen-Priester, sowie auch das gemeinsame Erüben der Abläufe verschiedener Zeremonien. Dann die Abendandacht „ Baka“ wo wieder alle Kleinigkeiten im Detail erübt und durchaus schroff im Zen-Stil korrigiert werden. Dann Abendessen und wieder Zen-Meditation. ?Dieser Tagesablauf wiederholt sich während der Zeit des Zen-Priesterseminars, jedoch ohne den morgendlichen Bettelgang, dafür aber Samu - Arbeiten im Klostergarten und Sutra Studien.
Über die Jahre kann man sich durchaus daran gewöhnen. ?Für mich war es doch etwas traurig diese intensive Übungszeit im Hauskloster zu beenden, aber auch eine Erleichterung die sieben Jahre Priesterseminar abgeschlossen zu haben.?Diese Mal musste ich als Absolvent eine kurze Ansprache vor den Abt, den Priestern und Mönchen geben. ?In tiefer Verneigung und mit dem Kopf ganz am Boden, vor dem Abt und Vizeabt sprach ich die Worte.
„Tiefer Dank von Herzen den Hohen Priester, den Lehrer und Freunden der Gemeinschaft des Priesterseminars.?Durch Sie alle durfte ich sehr viel über die Art der inneren wie auch äußeren Haltung des Zens lernen, verstehen und erfahren. Leider konnte ich nicht gut genug alles meistern und meinen Respekt gegenüber meinen Meistern gebührend erfüllen.
Von tiefem Herzen verneige ich mich in Dankbarkeit und Ehrerbietung und gelobe den Zen Weg zu vertiefen und die Tradition zu wahren.“
Am letzten Abend des Priesterseminars lud uns dann der Vizeabt mit allen Teilnehmern und Hohen Priester ein, in den heißen Quellen des Eigen-Onsen Bades einen feuchtfröhlichen Abenden zu genießen.
Dokuho, Eigen-Ji 29.08.2016
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