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Am 01. Oktober 2009 nahm Dokuho beim Zen- Priester Treffen und der Jahresfeier des Gründers des Eigen-ji Zen-Klosters „Jakujitsu Genko“ teil
Am 01. Oktober 2009 nahm Dokuho beim Zen- Priester Treffen und der Jahresfeier des Gründers des Eigen-ji Zen-Klosters „Jakujitsu Genko“ teil.
Am 01. Oktober 2009 nahm Dokuho beim Zen- Priester Treffen und der Jahresfeier des Gründers des Eigen-ji Zen-Klosters „Jakujitsu Genko“ teil
Eine kleine Zen-Geschichte
Die Geschichte vom japanischen Grashüpfer
Ich saß im Nebenzimmer des Verwaltungstraktes des Zen-Kloster Eigen-ji und wartete ich auf das Eintreffen der anderen Priester, um am Zen-Priester Treffen teilzunehmen.
Es regnete in Strömen. Ich setzte mich hin und übte mich im Zen stand und ging im Zen. Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich einen japanischen Grashüpfer, der still auf einem Stein im Regen stand. Ich freundete mich gleich mit ihm an. Erst stand er nur da. Ganz still wie im Za-Zen. Dann fing er an sich zu bewegen, vielleicht suchte er nach etwas. Er erklomm einen Stein, für ihn sicher groß wie ein Berg und überquerte den Berg. Weiter hinten sah ich einen weiteren Grashüpfer, er lag tot da und wurde vom Regen durchspült. Waren sie befreundet, war es gar seine Frau?
Er versuchte sich in unendlicher Langsamkeit, für mich recht achtsam durch den Regen zu schlagen. Als er am anderen Ende des Steines angekommen war, ging es den Abhang hinunter. Ich, der ihn vom Fenster aus betrachtete, sah den ganzen Garten, es gab noch viele andere Möglichkeiten den Garten zu durchqueren. Viele, die einfacher waren als der seine, aber er erkannte sie nicht. Er versuchte mit aller Anstrengung den Stein hinunter zu klettern. Fast wäre er gestürzt. Doch er schaffte es. Er ermutigte mich nie aufzugeben und so saß ich weiter im Zen, ging und stand im Zen wartend auf meine Zeit.
Nach einer Weile ging ich wieder zum Fenster und betrachtete den Regen, ein Regentropfen nach dem anderen fiel vom Himmel. Jeder für sich, als er aufschlug spritzte er noch einmal mit anderen kurz nach oben dann war er verschunden in der Pfütze am Stein. Ich dachte, so kurz ein Leben, so kurz ein Augenblick, und doch brauchen wir die anderen um noch mal kurz nach oben zu kommen. Ich ging wieder in die Ecke des Raumes zurück und setzte mich wieder hin, saß im Zen, stand und ging im Zen. Als ich wieder nach dem Grashüpfer blickte, sah ich ihn das Moos überqueren. Für ihn war das Moos sicher ein rießengroßes Feld oder fast ein Sumpf, durchtränkt von all dem Regen. Er lag halb schräg auf dem Moos, wie zwischen hohen Bäumen, der Regen schlug auf ihn ein und er konnte nicht mehr weiter, ich sah ihn und sah mich, auf der Suche nach einem anderen Feld, nach etwas anderem, strampelte mich ab, ging unwegsame Wege und sah die Gesamtheit nicht. Vielleicht wäre es am Besten dort zu bleiben, wo ich bin.
Der Abt mit dem ich am Vortag beim Essen war kam mir in den Sinn. Er saß mit uns da, trank und lachte, ließ sich ein auf jedes Thema, nichts war ihm zu banal. Ganz durchlässig, frei vom jedem Anhaften und Ablehnen. Frei von irgendeinem „Ich". Ich sah wieder zurück zum Grashüpfer, er war am Ende, er schaffte es nicht mehr weiter, lag schräg im Moos und bewegte nur noch seine Fühler. Er tat mir so leid, ich sah doch auch mich selbst. Mitleid entstand in mir und ich überlegte, wie ich aus dem Raum nach draußen kommen könnte. Hatte ich doch die „Tabi", japanische Zeremonien-Sockenschuhe an. Ich entschied mich sie schnell auszuziehen und barfuss hinaus in den Garten zu laufen. Öffnete die Gartenschiebetüre des Zimmers und ging hinaus in den Regen des hinteren Gartens des Klosters. Ich packte den Grashüpfer, nahm ihn und stellte ihn nahe am Fenster auf eine trockene Stelle. Würde er es überleben? Schnell ging ich wieder ins Zimmer zurück, streifte meine Füße ab und zog meine Tabis wieder an. Saß im Zen, stand und ging nach einer Weile wieder zum Fenster, um nach dem Grashüpfer zu sehen. Er schien sich zu erholen.
Alleine schaffen wir es nicht, ich dachte an den Abt und all seine Hilfe, an den Vizeabt und wie er gestern mit in einen Tempelladen gegangen war und mir eine wunderschöne Buddhastatue gekauft hatte. Ich dacht an die hohen Priester zu den ich gleich gehen werde und ein Gefühl des Dankes überkam mich. „Danke!"
Dann dachte ich warum nur musste der Grashüpfer sich so abmühen, was wollte er wohl anderes finden, ist es nicht schon immer da, jetzt unter meinen Füssen jetzt in meinem Herzen!?
Heute war der Grashüpfer mein Lehrer.
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